Der Gasthof von Schellenberg Teil1
Dorfschellenberg um 1900. Blick von der Kirche nach Augustusburg. Der Gasthof befindet sich in der Mitte des Bildes.Der ehemalige Gasthof in Schellenberg wurde im Jahre 2000 abgebrochen, nachdem er jahrelang leer gestanden hatte. Jetzt steht an seiner Stelle die EDEKA-Kauthalle von Andre Bottler. Schellenberg hat endlich seine Einkaufsmöglichkeit wieder, da die früheren privaten Geschäfte schon lange nicht mehr im Ort vorhanden waren. Hier soll aber versucht werden, die Geschichte des Gasthofes darzustellen.
Totalansicht des GasthofesDorfschellenberg wurde ungefähr im 13. Jahrhundert gegründet. Genaue Daten sind bisher nicht bekannt. Seit dieser Zeit gab es im Ort einen Erbrichter. Namentlich sind die Erbrichter seit dem Jahre 1501 nachzuweisen. In diesem Jahre wurden die sogenannten Türkensteuerlisten erstellt, in denen die Bewohner, vor allem die Begüterten, erfasst wurden, um Geld einzutreiben. Die Steuern verwendete man für die Ausrüstung von Soldaten, die gegen die Türken kämpfen sollten. Denn diese waren bereits bis Wien vorgedrungen und wollten sich das christliche Abendland untertan machen.
Von der Kreuzung Hofi-strasse, Rechts Wolfsschmiede, heute Haus von Norbert Winkler, links Hötzel-Sigg-Haus, danach war ein Laden früher Schreib- und Haushaltwaren, später feine Kürschnerware von Paul Uhlig.Der Erbrichter hatte ein eigenes Gut, das sogenannte Erbgericht, und in Dorfschellenberg die Gerichtsbarkeit auszuüben. Er unterstand dem Amtsrichter im „Ambt Schellenberk” Dieses Amt war auf der Schellenburg, dem heutigen Schloss Augustusburg, untergebracht. Im Jahre 1501 wurde er (wer?) unter der Bezeichnung „Der Richter” nicht namentlich aufgeführt, hatte Hausgenossen, vermutlich einen Knecht o.a., und musste an das Amtsgericht in der Schellenburg 122 Schock an Steuern zahlen.
Gasthof mit dem Postausträgerkarren.1541 war der Erbrichter unter dem Namen Hans Richter genannt. Ab 1546 übernahm sein Bruder Paul das Amt. Nach dem Tode desselben ging es an den Erben, ebenfalls Paul Richter (aller Wahrscheinlichkeit nach der Sohn). Nun wurde auch die Größe des Hofes genannt: 2 Hufen. Sein Sohn Hans übernahm ab 1577 das Anwesen und das Richteramt. Seine Witwe (Verwitwete Hans Richter) verwaltete das Gut in den Jahren. 1578 und 1579. Ob sie auch das Richteramt ausübte, ist nicht nachweisbar. Ab 1580 wird Thomas Uhlmann genannt, ihr 2. Ehemann. Anschließend geht das Erbgerichtsgut an seinen Schwiegersohn, einen Hans Lehner. Diese Lehners verwalteten das Erbgericht bis ca. 1750. Ab 1760 ist es im Besitz der Familie Klotz. In den Akten werden sie bis ca. 1850 weitergeführt. Der Erbrichter hatte jedoch nicht nur die Gerichtsbarkeit im Ort zu vertreten, sondern er besaß auch die Schankerlaubnis. In seiner Schankstube wurden Hochzeiten, Geburten, Konfirmationen ua. gefeiert, aber auch bei Todesfällen kam man hier zusammen.
Schellenberg 1898 mit dem Turnplatz.Am 12. Juni 1841 schließlich verkauft der damalige Erbrichter Christoph Adam Klotz den oberen Garten (einen halben Scheffel Fläche = 0,5 Acker = 1383,55 mz) des Erbgerichts an den Maurermeister Johann Fürchtegott Anke aus Stadt Schellenberg (heute Augustusburg). Zusammen mit dem Garten erwirbt Anke gleichzeitig auch die Schankkonzession für 300 Thaler. Insgesamt erhält der Erbrichter Klotz für das Grundstück und die Konzession 440 Thaler. Über ihn (den Garten) verläuft der sogenannte „Gerichtssteg”, die damalige Wegeverbindung zwischen Dorfschellenberg und Stadt Schellenberg. Ein Fleischermeister aus Stadt Schellenberg, Karl Friedrich Rockstroh, kaufte am 1. Oktober 1842 den Gasthof von Anke für 2400 Thaler. Er lässt durch den Maurermeister Anke im Jahre 1846 an den Gasthof noch ein Saalgebäude anbauen, damit auch Tanzveranstaltungen durchgeführt werden konnten.
Soweit bis 1842, später weiter.
Einige Bilder sind aus der Privatsammlung von Herrn Gerhard Stachly. Wir möchten uns ganz herzlich bei ihm dafür bedanken.
|