Am Höllberg im Frühjahr 1926

Der P.O.W. (Polizeioberwachtmeister) Hösel stellte der Gemeindeverwaltung Schellenberg am 1. März 1926 eine Anzeige über groben Unfug mit Sachschaden in Höhe von ca. 35 Mark am sogenannten Höllberg zu.

Bei der Firma Trübenbach & Reißig wurden von einem Zaun 8 Stück Zaunlatten abgebrochen und 5 Stück losgerissen. Der Sachschaden belief sich hierbei auf 6 Mark. Des weiteren wurde am Höllberg eine elektrische Straßenlampe mit Glocke heruntergeschossen: Schadenshöhe 10 Mark. Ebenso wurde eine im Höllberg stehende, vom Erzgebirgsverein aufgestellte Bank aus der Verankerung herausgerissen und dabei mehrere Latten kaputtgeschlagen - Schaden 10 Mark. Bei der Firma C. F. Kuhn (später Tölkner, jetzt Reisebüro Berthold) wurde von dem eisernen Zaun, welcher mit Zementsäulen gesetzt ist, drei Zementköpfe, jede ca. 1,5 Zentner schwer, heruntergeworfen und dabei eine Bank kaputtgeschlagen. Der Schaden belief sich lt. P.O.W. Hösel auf 5 Mark.

Zu aller letzt wurden bei der Fa. Kirbach in Marbach (jetzt Getränkemarkt) vom Gartenzaun 4 Stück Zaunslatten abgebrochen. Schaden: 3 Mark. Herr Hösel stellt noch fest, dass die sofort angestellten Erörterungen ergebnislos verliefen. Am Tatort wurde nebenstehende Bockbiermütze gefunden. Auf der Rückseite waren zwei Heringe abgebildet. Für den Wachtmeister war nun klar, dass die randalierenden Helden aus irgendeiner Gastwirtschaft der Umgegend, wo eine Bockbierfest gefeiert wurde, in Schellenberg eingedrungen waren.

Man fragte bei den umliegenden Gemeinden an, ob in der fraglichen Zeit solche Feste stattgefunden hätten, bekam jedoch abschlägige Antworten. Von einer Gemeinde kam der Hinweis, dass in der Gastwirtschaft von Martin in der Kolonie Leubsdorf eine solche Fete stattgefunden habe. Aber der P.O.W. Hösel war nicht der Meinung, dass diese Kneipe in Frage komme, den in einer Bemerkung von ihm an den Schellenberger Bürgermeister Schierig vom 23. März 1926 meinte er, dass die Gastwirtschaft von Martin in Leubsdorf Kolonie wohl nicht in Frage kommen würde. Es wird nunmehr versucht in Nieder - Marbach Erörterungen vorzunehmen. Aber diese Erörterungen blieben ergebnislos.

Dem P.O.W. Hösel wurde nun mitgeteilt, dass es doch zwei Marbacher Jugendliche gewesen sein könnten. Aber der Geheimhaltung wegen wurden die Personalien der beiden Verdächtigen nicht festgestellt. [ Hier wäre wohl ein direkter Vergleich zwischen der Polizei oder den Behörden von früher und heute angebracht.]

Nun aber wendete man sich ans Augustusburger Wochenblatt und gab folgende Anzeige auf:

„Nachdem erst vor kurzem von rüpelhaften Gesellen drei jungen an der Strasse nach Marbach stehenden Kirschbäumen die Krone abgebrochen worden ist, haben in der Nacht vom 28. Februar zum 1.März 1926 freche Bubenhände die im Höllberg stehende Ruhebank des Erzgebirgsvereins mit voller Gewalt aus der Erde gewuchtet und den Lattensitz der Bank total kaputtgeschlagen; ferner haben sie eine Menge Zaunslatten losgerissen und abgebrochen und 3 Stück ca. 2 Zentner schwere Gartensäulenköpfe bei der Firma C.F. Kuhn jr. in Schellenberg abgebrochen. Um diesen lichtscheuen Gesindel das Handwerk zu legen, werden alle Bevölkerungskreise gebeten, irgendwelche Wahrnehmungen über diesen Unfug den Polizeibehörden zu melden.”

Der Erzgebirgsverein Unteres Flöhatal gab bei dem o. g. Wochenblatt am 11. März 1926 noch folgende Anzeige auf:

Es meldete sich jedoch niemand, und der Gendarmerie - Wachtmeister Bräuer von der Gendarmerie-Station in Augustusburg teilte mit, dass in dieser Angelegenheit nichts zu ermitteln gewesen sei.

„Die erneuten Erörterungen in Schellenberg bei mehreren Einwohnern waren nicht stichhaltig, da keine genügenden Beweise vorhanden waren.”

stellte der Herr Hösel am 25. Mai 1926 endgültig fest.


Dieses Dokument ist von Herrn Detlef Biermann. Wir möchten uns ganz herzlich bei ihm dafür bedanken.
Kontakt: detlef.biermann41@googlemail.com

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