Der Netzschuppen in Schellenberg

Auf dem Gelände des ehemaligen Lehngerichts (heute Fa. Nürnberger) befindet sich das vermutlich älteste Gebäude von Schellenberg der Netzschuppen.

Im Hauptstaatsarchiv Dresden (HstA) befindet sich eine Urkunde des Geheimen Finanzarchivs (Loc. 38424, Rep. XVIIIa Augustusburg Nr. 44a) aus dem Jahr 1560. Darin steht im Blatt 179b folgendes:

Wolffsnetze furen.
Die Einwohner zur Krummnehermsdorf, Dorff Schellenbergk und Eiba sollen uff erforderung die wolffs netze füren. Darüber soll vonn einem Schlitten voller netze ein tagk 5 Gr. gegebenn werden.

In unsere heutige Sprache übersetzt bedeutet dies:

Wolfsnetze führen
Die Einwohner von Krumhermersdorf, Schellenberg und Euba sollen auf Anforderung die Wolfsnetze führen. Dafür erhalten sie für einen Schlitten voller Netze pro Tag 5 Groschen.

Diese sogenannten Wolfsnetze waren Treibernetze, die um den gesamten Wald, in dem die Jagd der hohen Herrschaften stattfand, gespannt wurden. Der Zweck dieser Netze war, dass kein Tier entkam. Der Kurfürst und seine „Jäger” brauchten dann nur noch mit ihrem Gewehr auf die Tiere zu schießen.

Dieser Netzschuppen stand auf dem Grund der Gemarkung Dorfschellenberg und diente dem sächsischen Kürfürsten, welcher auf dem Schellenberg die gleichnamige Burg besaß, zur Aufbewahrung von Jagdgeräten.

Erbaut wurde dieser Netzschuppen sicherlich zugleich mit dem Bau der alten Schellenburg im 12. Jahrhundert. Es sind jedoch keine Überlieferungen vorhanden. Man vermutet, dass die erste Ansiedlung der Ritter Wolfram und Ullrich von Schellenberg sogar auf Dorfschellenberger Flur in der Lohe stattgefunden hat. Denn dort gab es Wasser (der Flöhastrom) und der Fernhandelsweg welcher von Dresden über Freiberg, Oederan, dann bei Metzdorf in einer Furt über die Flöha durch die Lohe in Schellenberg ins obere Erzgebirge (damals noch der Miriquidi) ins böhmische Land führte.

Der leider viel zu früh verstorbene Erdmannsdorfer Heimatforscher Manfred Wild schrieb in dem Buch zur 800-jährigen Geschichte von Schellenberg/Augustusburg im Artikel 2. ‚Die Reichsministrialen von Schellenberg’
„Wir können annehmen, dass die Gründung der Herrschaft Schellenberg ... in der Siedelzeit ... erfolgte: Bau einer kleinen Burg ... über den Felsklippen über der Flöha ... mit dem Dorf Schellenberg, dem Vorwerk mit Feld und Wald in der Lohe (3 Hufen), der danebenliegenden Kirche und der herrschaftliche Mühle (Höllmühle) an der Flöha.”

Weiter führt er aus:
Den Vorläufer der Burg auf dem Schellenberg vermutet man schon länger in Dorf Schellenberg. Immerhin werden 1378 im Kirchdorf „aldinschellenberg” ein Vorwerk (in der Lohe) und eine Mühle (Höllmühle) genannt.

Im HstA Dresden wird aus dem Jahre 1501 eine Urkunde aufbewahrt, dass in Dorfschellenberg ein Netzschuppen im Erbgericht zum Aufbewahren der churfürstlichen Jagdgeräthe, wie Jagdwagen, Jagdspiesse, Absperrnetze und Kästen für gefangenes Wild besteht.

In einer Schrift über die „Churfürstl. Jäger- und Forsthäuser” im HstA. Dresden von 1592 Loc. 32450 wird berichtet:

Ambt Augustusburg. In diesenm Ambte ... ist ein Netzschuppen im dorff schellenbergk.

Darinnen liegt an Zeuge

  • zehn gutte Wolfsnetze ein bösses Wolffsnetz, so nicht mehr zu gebrauchen
  • drei Mangnetze (?)
  • vier halbe lange tücher so sambt den leinen noch gut
  • ein sau netze, so nach Dresden gehöret, welches durch die Fuhrleute allda vergessen worden
  • zehn gutte Hasen netze ein bösses Hasen netze, so nicht mehr zu gebrauchen
  • ein zeugkwagen welcher noch gutt ohne Vohrwagen.
Solches alles hatt der Jeger Hans Weber zur Zschoppau in seiner verwahrunge.

Weiter heißt es:

Ein Netzschuppen auf des Richters zu Dorff schellenbergk Gütern, darinnen Wolffs- und andere Netze und Zubehörungen zu der Jagd verwahret werden. Dem Richter zu Dorff Schellenbergk wird jehrlich davon auffn Ambte ein Gulden gereichet, dagegen er uff den Schoppen ein Auffsehen haben muß, das kein schaden geschieht.

In DDR-Zeiten diente dieser Netzschuppen der LPG als Lagerraum für sämtliche Gegenstände, u. a. Reifen usw., wobei er vollständig heruntergewirtschaftet wurde.

Ein Foto des Netzschuppens von 1992. Noch nicht renoviert.


Nach der Wende übernahm das Unternehmen für landwirtschaftliche Maschinen Nürnberger das ehemalige Lehngericht Schellenberg zusammen mit dem Netzschuppen. Der Besitzer Karsten Nürnberger entkernte den Schuppen und legte den alten Original Fußboden aus der Bauzeit wieder frei. Ebenso wurde das alte Balkenwerk wieder in einen ordentlichen Zustand versetzt.
Heute dient das Gebäude des alten Netzschuppens als Aufenthaltsraum und wird von der Fa. Nürnberger für besondere Veranstaltungen zur Verfügung gestellt.

Diese Aufnahmen sind bei der Präsentation unseres Dorfes beim 8. Sächsischen Landeswettbewerb entstanden.


Diese Dokumente sind von Herrn Detlef Biermann. Wir möchten uns ganz herzlich bei ihm dafür bedanken.
Kontakt: detlef.biermann41@googlemail.com


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