Die Pfarrer zu Dorfschellenberg / Schellenberg

Der erste uns schriftlich überlieferte Name eines Pfarrers ist Martin Bachmann oder auch Martin Backoven. Er gab im Jahre 1517 die Pfarre auf. Die Gründe, welche zur Aufgabe führten, sind uns nicht überliefert.

In einem Schreiben vom Herzog von Sachsen, Markgraf von Meißen, Kurfürst Georg, an den Probst (Bischoff) von Meißen, Jacob Lohse, aus dem Jahre 1517 steht geschrieben: „... betreffend der Parochialkirche des Dorfes Dorfschellenberg, die durch freiwilligen Verzicht des Herrn Martin Backmann, des letzten Inhabers”. Der Kurfürst schreibt dort, daß ihm das Patronatsrecht zustehe: „Wir haben geglaubt, Euch rein um Gottes willen den ehrwürdigen Herrn Urbanus Salzmann, der so tüchtig und geeignet ist, vorschlagen zu sollen und stellen ihn durch gegenwärtiges Schreiben vor. Ihr wollet ebendiesen wünschenswerten Herrn Urbanus Salzmann ... in die genannte Parochialkirche des obengenannten Dorfes Dorff Schellenberg einweisen ... Ihr werdet uns damit einen sehr angenehmen Dienst erweisen. Dresden, am 5. October im Jahre 1517.” Der Bischoff zu Meißen, Jacob, bestätigt bereits am 9. Oktober 1517 dem Kurfürst die Amtseinweisung des Urban Salzmann, Priester des Bistums Meißen, als Pfarrer der Dorfschellenberger Kirche. Der Pfarrer zu Eppendorf übernimmt seine Einweisung in hiesige Kirche. Also, auch in alter Zeit sputeten sich die Untergebenen, den Anweisungen der Obrigkeit schnellstmöglichst Folge zu leisten. Dieser Urbanius Salzmann war als Pfarrherr 20 Jahre, bis zu seinem Tode 1537, in Dorfschellenberg tätig.

Sein Nachfolger wurde Johannes Knorr. Vorher war er 4 Jahre als Pfarrer in Elsterberg tätig. Während seiner Amtszeit wurde die Reformation eingeführt. Das Jahr 1540 brachte ihm die Amtsentsetzung. (Er wurde rausgeschmissen). In einem Protokollbuch heißt es dazu: „dieser Pfarrherr habe sich ganz unverträglich mit den Leuten gehalten ... und sei der Reichung der Sakramente ganz verächtlich gewesen. ... man solle ihn einfach ziehen lassen und ihm noch 20 fl (Gulden?) zur Abfertigung geben, und ihm alles überlassen, was über das Inventar hinaus wäre.” Man war also sehr froh, ihn endlich los zu sein.

Ihm folgte 1540 der 1495 in Oederan geborene Johannes Lange, welcher 1515 sein Studium an der Universität Leipzig aufnahm. Bei der im Jahre 1555 erfolgten Kirchenvisitation wurde er als sehr tüchtig befunden. Johannes Lange war bis 1569 29 Jahre hier im Amt.

1569 trat Thomas Wildfeuer seine Amtszeit an. Er stammte ebenfalls aus Oederan, war dort 11 Jahre als Schulmeister tätig, danach 2 Jahre als Diakon in Ehrenfriedersdorf und anschließend 17 Jahre Pfarrer in Kleinolbersdorf bei Chemnitz. Thomas Wildfeuer wurde im Visitationsprotokoll von 1578 als gelehrter, fleißiger Mann von großer Geschicklichkeit bezeichnet. Er übte sein Amt 23 Jahre bis 1592 aus.

Ihm folgte Adam Seidel (genannt Sidolius), ein Pfarrerssohn aus Augustusburg. An der Pfarrschule seines Vaters wirkte er zunächst als Schulmeister und ging dann nach Mittweida. Er wollte in Leipzig studieren, wurde aber krank und mußte das Studium abbrechen. Später aber holte Seidel dies nach und promovierte in Wittenberg zum Magister. In der Amtszeit als Dorfschellenberger Pfarrer hatte er mit einigen Anfeindungen der Eingepfarrten zu rechnen ( - er habe ein eigenes Bauerngut und liese die Pfarrfelder verkommen, - er verdeitige seine Kinder bei ärgerlichem Lebenswandel, - er begehe seinem Weibe übel, - er habe jahrelang keine Beichte bei Amtsbrüdern mehr gehalten, empfinge aber 3 — 4 mal im Jahr das heilige Abendmahl in Selbstkommunion). Aber er ließ sich von allen nichts anhaben und übte sein ihm auferlegtes Amt getreulich bis zum Jahre 1631 neununddreißig Jahre aus.

Der nachfolgende Pfarrherr, Polycarp Koch aus Böhmen (sein Vater war dort ebenfalls Pfarrer), hatte nur eine sehr kurze Amtszeit von zwei Jahren. Er erlag 1633 der Pest.

Von 1633 bis 1677 führte Wolfgang Steger aus Penig 44 Jahre das Pfarramt. Vorher war er Substitut und Pfarrer in Zöblitz. Die 1671 angesetzte Visitation legte ihm nahe, in den Predigten „keine Privateffekte auf die Kanzel zu bringen und sich nicht in weltliche Streithändel zu mengen”. Wolfgang Steger antwortet: „Er könne leicht erachten, wo diese anclage herführe, nemblich von dem Richter zu Dorff-Schellenbergk, dessen böses Weib ... steten Streit mit der Mutter und wider das 4. Geboth handele, deshalben er im beichtstul zur Ablassung ermahnet. ... darnach habe sie ... ihm ... angefallen und gesaget: Du bist der gottloseste Mann auf der Welt. ...darauf hin habe er seine Strafpredigt darauf eingerichtet” Des weiteren legt ihm die Visitationsaufsicht nahe „solle er sich des verzapfens seines eingeführten Bieres hinfüro zu enthalten.” Ob wohl im Pfarrhaus ab und zu ein lustiger Herrenabend stattfand? Wolfgang Steger entschlief am Ostertag 1677. Er wurde 75 Jahre alt.

Ab 1677 bis 1720 führte sein Sohn Friedrich Steger das Amt weiter. Vorher war er 15 Jahre als Substitut (Gehilfe) bei seinem Vater tätig. Im Alter von 82 Jahren, am 17. März 1720, starb er. Insgesamt führte er mit seiner Substitutenzeit 58 Jahre treulich das Predigeramt in Dorfschellenberg.

1720 übernahm der Pfarrerssohn aus Reichenbach, Johann Gottfried Daßdorf, für 21 Jahre das Pfarramt.

Im Jahre 1740 kam Johann Gotthelf Lehmann aus Collmen. Sein Vater war Pfarrer an dortiger Kirche. Nach einem Jahr Substitutenzeit wurde er 1741 als Pfarrer eingesetzt. Im Jahre 1750 wurde er nach Glösa strafversetzt, wo er 1774 starb. Der nachfolgende Pfarrer Kayser war mit ihm ganz arg in Prozeß (in Streit) geraten. Er vermutete auch, daß Lehmann verschiedenes Material entwendet habe, hätte aber nichts konkretes heraus-bekommen. Auch sei ihm in seinen ersten Amtsjahren viel Widerspenstigkeit entgegengeschlagen. „Es muß damals bös hergegangen sein”, schreibt Pfarrer Moritz Bär.

Christian Gottlob Kayser, der Kantorsohn aus dem Städtchen Schellenberg, war von 1750 bis 1788 Pfarrer im Ort. Vorher war er 5 Jahre Pfarrer in Belzig bei Borna und wurde 1746 in Wittenberg Magister. Kayser war ein sehr tätiger Mann. Unter ihm wurde die jetzige Kirche (1777 — 1778) gebaut. Christian Kayser starb am 1. August 1788.

Ihm folgte 1789 Friedrich Gottlob Fiedler. Er stammte aus Stollberg und war der Sohn des dortigen Arztes und Apothekers. Bevor er seinen Dienst in Dorfschellenberg antrat, war er einige Jahre Prediger auf der Festung Königstein. Fiedler starb nach einer 15- jährigen Amtszeit im Alter von nur 58 Jahren im Juli 1804.

Ihm folgte 1805 Christian Traugott Ficker aus Bockau. Er war ab 1782 Diakon in Eibenstock. Ficker wurde 1825 entlassen und ging nach Leipzig, wo er auch starb.

Sein Nachfolger wurde Friedrich Christoph Ludwig aus Stangengrün im Vogtland, sein Vater war dort Pfarrer. Er wurde im Alter von 72 Jahren nach 21 Dienstjahren in Dorfschellenberg wurde er emeritiert und starb ein Jahr später.

Sein Sohn Eduard Christoph Ludwig wurde 1833 hier Hilfsprediger, 1839 Substitut und am 25. September 1848 zum Pfarrer geweiht. Nach seiner Emeritirung starb er 61- jährig in Dresden.

Hermann Moritz Kretzschmar, der Sohn eines Schneidermeisters aus Großenhain folgte ihm nach. Vor seiner Dorfschellenberger Zeit war er 2 Jahre Vikar an der Dresdener Hofkirche, 6 Jahre Pfarrer in Grünhainichen und 5 Jahre in Staucha. Er starb hier mit 72 Jahren.

1889 wurde der aus Landwüst stammende Moritz Bär eingewiesen. Sein Vater war dort Lehrer. Bär kam über die Pfarrämter Unter Niebra im Vogtland als Hilfsgeistlicher, Wallrode bei Kamenz als Pfarrer (1870) und Eichigt im Vogtland (1876) nach Dorfschellenberg. Im Jahre 1905 erstellte Moritz Bär die Geschichte des Ortes Dorfschellenberg in der Kirchenparochie des Ortes. Moritz Bär wirkte in seiner Amtszeit auch als Vorsitzender des Schulvorstandes der örtlichen Schule, die sich zu damaliger Zeit generell in kirchlicher Obhut befand. Er war es hauptsächlich, der den Bau der neuen Schule auf der jetzigen Dorfstraße vorantrieb, welche ebenfalls im Jahre 1905 erbaut wurde. Moritz Bär ging 1908 nach Gruna bei Dresden, wo er im Jahre 1916 mit 79 Jahren verstarb.

Dieses Bild habe ich von Detlef Biermann erhalten.

Otto Johannes Voigt aus Stolpen folgte im 1908 im Amt. Er war 34 Jahre als Pfarrer in Schellenberg, welches ja bekanntlich im Jahre 1919 von Dorfschellenberg in Schellenberg umbenannt wurde.

Zu Palmarum 1943 führte Herbert Hoffmann als Pfarrer seinen ersten Konfirmationsgottesdienst durch. Hoffmann amtierte von Oktober 1942 bis November 1962. Anschließend war er bis zu seinem Ruhestand Pfarrer in Thierfeld/Erzgebirge. Herbert Hoffmann starb am 10.02.2003 in Riede (Niedersachsen) und wurde in Hartenstein/Erzgeb. beerdigt.

Diese beiden Bilder vom Pfarrer Hoffmann wurden von der Tochter Magdalena Rohwer geb. Hoffmann aus Leipzig zur Verfügung gestellt.

1963 folgte ihm Friedbert Richter aus Dresden, welcher nach 36- jähriger Pfarrtätigkeit im Jahre 1999 pensioniert wurde. Während der Tätigkeitszeit von Pfarrer Richter wurden die beiden Kirchen Leubsdorf und Schellenberg zu einer Kirchgemeinde zusammengeschlossen. In einer Vakanzzeit bis 2001 führten er und Pfarrer Wiemken aus Leubsdorf die Geschäfte. Die Leubsdorfer Kirche wurde nun zur Hauptkirche. Beide Kirchen waren bereits bis vor cirka 100 Jahren vereint. Da war allerdings die Dorfschellenberger Kirche die Hauptkirche.

Im Jahre 2001 wurde Bernd Schieritz als neuer Pfarrer in sein Amt eingeführt.


Dieses Dokument ist von Herrn Detlef Biermann. Wir möchten uns ganz herzlich bei ihm dafür bedanken.
Kontakt: detlef.biermann41@googlemail.com

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